Berlin. Die ehemaligen Politiker Jürgen Trittin (Grüne) und Wolfgang Bosbach (CDU) äußern sich kritisch zu Entscheidungen ihrer Parteien, verzichten dabei aber auf offene Konfrontation.
Die Bundestagswahl und ihre Auswirkungen bestimmen weiterhin die Diskussionen in den politischen Talkrunden. Am Mittwochabend waren Wolfgang Bosbach (72), ehemaliger Innenexperte der CDU, und Jürgen Trittin (70), Ex-Bundesumweltminister der Grünen, zu Gast bei Sandra Maischberger in der ARD.
Einigkeit bei Habeck-Petition
Beide Politiker zeigten sich respektvoll im Umgang miteinander und fanden eine gemeinsame Position zur Petition für den Verbleib von Robert Habeck in einem führenden politischen Amt, die bereits 350.000 Unterschriften gesammelt hat. Trittin erklärte, der Wahlkampf sei stark auf Habeck ausgerichtet gewesen, und dessen Rückzug sei daher eine “honorige Haltung”. Er zog einen Vergleich zu seiner eigenen politischen Laufbahn: “Wenn es schiefgeht, übernimmt man die Verantwortung.” Auch Bosbach äußerte sich kritisch zur Petition und bezeichnete sie als “albern”: “Jeder Politiker muss selbst entscheiden, was er tun will.”
Bosbach übt Kritik an Friedrich Merz
Während der Diskussion nahm Bosbach kein Blatt vor den Mund und sprach Fehler innerhalb der CDU an. Er betonte, dass das Thema Migrationspolitik nicht allein der AfD überlassen werden dürfe, da sich die Partei unter der aktuellen Regierung der Ampel-Koalition verdoppelt habe.
Zudem äußerte er leise Zweifel an CDU-Chef Friedrich Merz‘ Entscheidung, wenige Wochen vor der Wahl migrationspolitische Anträge einzubringen, die nur mit Unterstützung der AfD verabschiedet werden konnten. Inhaltlich hätte Bosbach sowohl den Antrag als auch den Gesetzesentwurf befürwortet. Dennoch stellte er klar: “Hätte man mich gefragt: ‚Bist du dafür, den Antrag jetzt zu stellen?‘, hätte ich abgeraten.” Sein Argument war nicht inhaltlicher Natur, sondern strategischer: Er befürchtete, dass dies den “ohnehin schon erhitzten” Wahlkampf “auf eine schiefe Ebene” gebracht hätte.
Er warnte davor, dass sich die Debatte dadurch weg von inhaltlichen Themen hin zur Frage der CDU-Haltung gegenüber der AfD entwickelt. Abschließend stellte Bosbach seine eigene Position deutlich klar: “Ich bekämpfe die AfD nicht, obwohl ich konservativ bin, sondern weil ich konservativ bin. Ich bin Patriot, aber kein Nationalist.”
Quelle: Neue Berliner Zeitung
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