Hilfsorganisationen in Deutschland fordern eine bessere Krisenvorbereitung der Bevölkerung, um auf Naturkatastrophen, militärische Konflikte und andere Notlagen besser reagieren zu können. Laut Experten wie Philipp Wiesener vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) fehlen sowohl die nötigen finanziellen Mittel als auch ausreichend Personal, um den Schutz der Bevölkerung in Krisenzeiten zu gewährleisten. Neben der Stärkung der Rettungsdienste fordern die Organisationen ein stärkeres Engagement der Bürger, insbesondere durch mehr Ausbildung und Ehrenamt.
Krisenvorsorge und Krisenmanagement
Die jüngsten Ereignisse wie die Flutkatastrophe im Ahrtal und die Herausforderungen durch die Pandemie haben gezeigt, dass die Bevölkerung in Deutschland nicht ausreichend auf Krisen vorbereitet ist. Die Hilfsorganisationen betonen, dass der Schutz der Bevölkerung künftig stärker in den Fokus der Politik gerückt werden muss. Die Finanzierung des Krisenmanagements sei eine der Hauptforderungen. Philipp Wiesener vom DRK erklärte: “Der Schutz der Bevölkerung muss der nächsten Bundesregierung deutlich mehr wert sein.” Ein Betrag von mindestens 2,4 Milliarden Euro, das entspricht rund 0,5 Prozent des Bundeshaushalts, sei notwendig, um die Infrastruktur und die Krisenresilienz des Landes zu verbessern.
Mangel an Personal und Ressourcen
Die Organisationen, darunter auch die Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) und die Malteser, fordern mehr Personal im zivilen Katastrophenschutz, bei den Rettungsdiensten und im militärischen Bereich. Martin Schelleis von den Maltesern wies darauf hin, dass die Arbeit der Blaulichtorganisationen ohne ausreichendes Personal nicht effizient umgesetzt werden könne. „Es braucht mit Sicherheit mehr Personal, sowohl beim Militär als auch im Blaulichtbereich, im zivilen Bereich, Katastrophenschutz und in den Rettungsdiensten“, sagte er.
Ehrenamt und Schulung als Schlüssel
Eine zentrale Forderung der Hilfsorganisationen ist die Förderung des Ehrenamts. Ute Vogt von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) betonte: „Denn ohne Ehrenamt gibt es keinen wirksamen Bevölkerungsschutz.“ Um die Freiwilligen zu entlasten, plädieren die Organisationen für steuerliche Erleichterungen, wie etwa den Wegfall der Mehrwertsteuer auf Einsatzkleidung und Schutzkleidung. Besonders wichtig sei, dass die Bürger auch selbst aktiv werden und sich stärker in den Bevölkerungsschutz einbringen. Thomas Mähnert von der Johanniter-Unfall-Hilfe wies darauf hin, dass die Bevölkerung sich nicht nur auf staatliche Hilfe verlassen dürfe, sondern auch selbst in ihren persönlichen Schutz investieren müsse.
Erste Hilfe als Schulfach
Ein weiterer Vorschlag betrifft die Integration von Erste-Hilfe-Kursen in den Schulunterricht. Die Hilfsorganisationen sehen es als notwendig an, dass schon Kinder und Jugendliche lernen, wie sie in Notfällen helfen können. Edith Wallmeier vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) schlug vor, Erste Hilfe als Schulfach einzuführen. Später könnten in weiterführenden Kursen zusätzlich Selbstschutzmaßnahmen vermittelt werden. Dies könne eine Grundlage für eine langfristige Verbesserung der Krisenkompetenz der Bevölkerung darstellen. Mähnert stimmt zu: „Das Basiswissen in Erster Hilfe muss regelmäßig aufgefrischt werden, lebenslang.“
Umfrage zeigt Lücken in der Ausbildung
Eine Umfrage des Deutschen Roten Kreuzes aus dem vergangenen Jahr brachte besorgniserregende Ergebnisse: 41 Prozent der Befragten hatten ihren letzten Erste-Hilfe-Kurs vor mehr als 15 Jahren besucht. 3,5 Prozent gaben an, noch nie an einem solchen Kurs teilgenommen zu haben. Dies zeigt deutlich, wie wenig die Bevölkerung auf die Anforderungen in Notfällen vorbereitet ist. Die Hilfsorganisationen sehen hierin einen dringenden Handlungsbedarf, um das Wissen und die Fähigkeiten der Bürger in Krisensituationen zu stärken.
Forderungen an die Politik
Im Zuge der laufenden Koalitionsgespräche von CDU/CSU und SPD fordern die Hilfsorganisationen eine schnellere Umsetzung von Maßnahmen. Ein einheitliches Krisenmanagement, das über die Grenzen der Bundesländer hinweg koordiniert wird, sei ihrer Meinung nach notwendig. Auch die finanzielle Ausstattung müsse verbessert werden, um die nötigen Ressourcen für den Katastrophenschutz bereitzustellen. Die Hilfsorganisationen appellieren an die künftige Regierung, entschlossen zu handeln und das Thema Krisenvorsorge in den Mittelpunkt der politischen Agenda zu stellen.
Die Hilfsorganisationen in Deutschland fordern eine grundlegende Verbesserung der Krisenvorsorge, sowohl durch die Stärkung der Rettungsdienste als auch durch eine bessere Ausbildung und Einbindung der Bevölkerung. Nur mit einem gut vorbereiteten und engagierten Bürgerschaft lässt sich der Schutz im Krisenfall gewährleisten. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die nächste Bundesregierung diese Forderungen aufgreifen und in konkrete Maßnahmen umsetzen wird. Die Hilfsorganisationen sehen hierin eine Chance, Deutschland für zukünftige Krisen besser zu wappne