Israel hat am Sonntag die Hilfslieferungen für den Gazastreifen ausgesetzt und verteidigt diese Entscheidung mit der Behauptung, dass mehr als ausreichend Nahrung im Gebiet vorhanden sei. Ein Sprecher der israelischen Regierung beschuldigte die Hamas, diese Vorräte nicht zu verteilen und stattdessen für ihre Kämpfer zu horten. Diese Aussage kam nach einem weiteren Streit zwischen Israel und der Hamas über den Verlauf des Waffenstillstandsabkommens.
Israelische Regierung rechtfertigt Blockade
David Mencer, ein Sprecher der israelischen Regierung, erklärte am Montag, dass die Vorräte im Gazastreifen ausreichten, um eine “Fettleibigkeitsepidemie” auszulösen. „Bei der Hamas muss niemand hungern“, so Mencer weiter. Laut ihm horte die radikalislamische Organisation seit Monaten große Mengen an Nahrung und verteile diese nicht an die Zivilbevölkerung.
Er stellte klar, dass Israel die Blockade bis auf Weiteres aufrechterhalten werde, da die Hamas sich nicht an die vereinbarten Waffenstillstandskonditionen halte. “Die Hilfslieferungen sind nur ein Druckmittel, um die Hamas zur Einhaltung der Friedensgespräche zu bewegen”, sagte Mencer.
Internationale Kritik an Israels Entscheidung
Die Entscheidung, die Hilfslieferungen zu stoppen, wurde weltweit scharf kritisiert. Das deutsche Außenministerium forderte Israel auf, die Blockade sofort zu beenden. Ein Sprecher des Ministeriums erklärte, dass der Einsatz humanitärer Hilfe kein Druckmittel in politischen Verhandlungen sein dürfe. Auch andere Nationen, wie Großbritannien und Frankreich, sprachen sich für eine ungehinderte Lieferung von Hilfsgütern aus.
“Die Zivilbevölkerung leidet weiterhin unter den Folgen der Blockade”, sagte der Sprecher weiter. Besonders medizinische Geräte und Notunterkünfte seien nach wie vor nicht ausreichend vorhanden.
Hamas kritisiert Israel: “Waffenstillstandsabkommen soll scheitern”
Die Hamas reagierte mit scharfer Kritik auf die israelische Blockade. Ein hochrangiger Funktionär der Organisation, Osama Hamdan, warf Israel vor, das Waffenstillstandsabkommen zu untergraben. “Israel arbeitet aktiv daran, das Abkommen scheitern zu lassen”, sagte Hamdan in einer Videoerklärung. Er beschuldigte die israelische Regierung, den Waffenstillstand durch Verstöße und einseitige Änderungen zu sabotieren.
Hamdan erklärte, dass Israel Druck auf die Hamas ausübe, um die Bedingungen für die zweite Phase des Waffenstillstands zu ändern, die einen Rückzug Israels aus dem Gazastreifen vorsieht. Der Hamas-Funktionär bezeichnete die Blockade als “billige Erpressung” und forderte die internationale Gemeinschaft auf, Israel zur Öffnung der Grenzübergänge zu zwingen.
Waffenstillstand und diplomatische Bemühungen
Der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas war am 19. Januar in Kraft getreten. In der ersten Phase wurden 25 israelische Geiseln freigelassen, und acht weitere Geiseln wurden tot an Israel übergeben. Ursprünglich sollten in dieser Phase Verhandlungen über eine zweite Waffenstillstandsvereinbarung geführt werden, die alle verbliebenen Geiseln freilassen und zu einem dauerhaften Friedensschluss führen sollte.
Doch die Gespräche wurden erschwert, als Israel in der Nacht zum Sonntag einem Vorschlag des US-Nahost-Sondergesandten Steve Witkoff zustimmte. Der Vorschlag sah vor, den Waffenstillstand während des islamischen Fastenmonats Ramadan und des jüdischen Pessach-Festes zu verlängern, was bis Ende März beziehungsweise Mitte April laufen würde. Die Hamas lehnte diesen Vorschlag jedoch ab und bestand auf direkten Verhandlungen über die zweite Phase des Abkommens.
Schlussfolgerung und internationale Reaktionen
Die Blockade der Hilfslieferungen und die gescheiterten Verhandlungen werfen weiterhin Fragen auf. Experten warnen, dass die fortgesetzte Blockade und der Konflikt über den Waffenstillstand zu einer weiteren Verschärfung der humanitären Krise im Gazastreifen führen könnten. Internationale Organisationen und Staaten fordern Israel weiterhin zu einem sofortigen Zugang für humanitäre Hilfe auf.
Die Situation bleibt angespannt, und die internationale Gemeinschaft wird weiterhin ein genaues Auge auf die Entwicklungen in der Region werfen.
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Bildquelle: tagesschau.de